Sommersturm
mit: Robert Stadlober,Kostja Ullmann

Verliebt in den besten Freund. Doch der ist hetero. So nah und doch unerreichbar. Genau das Dilemma widerfährt Tobi (Robert Stadlober, "Crazy", "Verschwende deine Jugend") in "Sommersturm".
Es ist Sommer und die beiden Freunde Tobi und Achim (Kostja Ullmann) sind mit dem Ruderverein im Bergischen Land. Fernab von jeder Stadt und Alltagstrubel bleibt viel Platz zum Grübeln und Träumen. Tobis Gefühle für seinen besten Freund werden immer stärker und dass Achim und Sandra sich immer besser verstehen, macht es nur noch schlimmer.
Im gemeinsamen Zelt von Achim und Tobi knistert es immer wieder und der Drang nach einer Berührung von Achim wird immer größer. Früher haben sie gemeinsam gewichst und jetzt soll alles anders sein? Ja, denn jetzt Gefühle für ihn da, die ihm früher nicht bewusst gewesen sind.
Queerschlag ohne Rechtschreibfehler
Im Sommercamp taucht ein ganz besonderer Ruderverein auf: Queerschlag. Schnell wird klar, dass der vermeindliche Rechtschreibfehler im Namen keiner ist und die Ruderer alle queer sind, also anders, also schwul. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Dem Trainer ist es "wurscht" und manche finden es eklig. Tobi ist dagegen neugierig und lernt die Queerschläger näher kennen. Vor allem Leo (Marlon Kittel) hat es ihm angetan und umgekehrt. Am Steg kommt es dann zu dem ersten Mal für Tobi.
Und für den Zuschauer das erste Mal eine Liebesszene, die er nirgendwo so schön, so ehrlich und so echt gesehen hat. Jedes leichte Stöhnen, jede zärtliche und unsichere Berührung und jedes Herzklopfen können wir sehen und fühlen.
Und kaum ist dieser großer Moment vorbei steht Tobi vor der Entscheidung, als Anke ihn überrascht. Sie küsst ihn und signalisiert ihm, dass sie bereit für das erste Mal ist und er keine Angst haben braucht. ?Tut mir leid, ich kann das nicht? bekommt sie zu hören. So haben beide etwas gemeinsam, die unerfüllte Liebe. Tobi unerreichbar für Anke und Achim so unerreichbar für Tobi.
Kommender schwuler Kultfilm?
Das tut weh. Und jeder der eine ähnliche Situation im Leben erlebt hat, wird diese wunderschönen Bilder sehen und die atmosphärische Musik in sich aufnehmen und vergessen, dass es nur ein Film ist. Innerlich ist man aufgewühlt. Es steigen Erinnerungen in einem auf, die man vor langer Zeit oder gerade erst verdrängt hat.
Ob es gewollt ist oder nicht: Der Film wird vor allem junge Schwule ansprechen und sicher begeistern. Es geht um Coming Out, Klischees über Schwule, Heterosexuelle und auch die Diskussion warum Schwule so tuckig sein müssen. Doch das Ganze spielt alles am Rande. Der Film wirkt selbst manchmal wie eine Klischeeansammlung und gleichzeitig so echt.
Vergessen wir die platten Witze, die übertrieben säschsischen katholischen Sächsinnen und den atmosphärischen Killer am Schluss als "Go West" gespielt wird. Mag sein, dass der Anfang ein bisschen schwach ist und das Ende ziemlich schlecht.
In "Sommersturm" geht es um unerfüllte Liebe und Gefühle, die Mädchen als auch Jungen gut kennen. Es geht darum, dass junge Schwule mal nicht HIV-positiv sind oder abgewrackte Stricher. Es geht um die Gefühle eines Jungen vom Lande, der seine erste echte Liebe entdeckt, die schmerzt und ein Sturm der Gefühle auslöst. Es geht darum, dass junge Schwule sich für einen Moment lang verstanden fühlen.
Ein Blick in seine Augen reicht um zu verstehen
"Sommersturm" ist mutig, weil er Homosexualität als etwas völlig Selbstverständliches zeigt und nebenbei zeigt, dass unsere Gesellschaft lange nicht so weit ist, dies zu akzeptieren. Und aus dem Grund ist die erste echte Liebe für Tobi noch schwerer. Doch der Film versinkt nicht in Selbstmitleid, sondern gibt etwas Hoffnung. Und allein das dieser Film in die Kinos kommt ist ein kleiner Hoffnungsschimmer an sich. Und während im Sommerloch der Medien über "Homo-Kunde" an Schulen diskutiert wird, würde der Film schon mancherorts ausreichen, damit Jugendliche Schwule verstehen. Und darum geht es doch - Verstehen.
Und Robert Stadlober spielt so hingebungsvoll den jungen Schwulen Tobi, dass ein Blick in seine Augen reicht und eine kleine Regung in seinem Gesicht, um zu verstehen wie es in ihm aussieht.
Kinostart: 2. September
[..:lEt tHeRe bE rOck:..]
!fickt das system!